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Da hielt es niemanden mehr auf seinem Sitz. Die komplette deutsche Bank um Bundestrainer Simon Brechbühler (Foto) war aus dem Häuschen. Der Frauen-Nationalcoach aus der Schweiz selbst legte einen Jubeltanz hin, der den angestauten und sich nun entladenen Druck zum Ausdruck brachte. Nichts von wegen eidgenössischer emotionaler Zurückhaltung.
Mit gutem Grund: Die deutschen Floorball-Frauen stehen im Viertelfinale der diesjährigen Weltmeisterschaft – und gehören damit erstmals nach zehn Jahren wieder zu den besten acht Teams. Nun wartet am Donnerstag um 20 Uhr in Ostrava die Schweiz.
Das Zwischenrunden-Match gegen Russland geriet am frühen Morgen in Brünn vor rund 600 überwiegend jungen einheimischen Zuschauern zu einem erneuten Krimi. Nach dem 3:2 im letzten Vorrunden-Duell gegen Dänemark, womit sich Deutschland den Gruppensieg sicherte, gab es nun eine hart und mit viel Glück erkämpften 2:1-Erfolg.
„Wir wussten, dass Russland stark ist“, sagte Brechbühler, der sich für diese Zwischenrunden-Partie eine ungewöhnliche Strategie an den Tag legte. Anstatt mit zwei oder drei festen Wechselreihen zu agieren, tauschte er Sturm- und Abwehrlinien getrennt von einander durch (mehr siehe FD-Interview).
Anne-Marie Mietz (links) verpasste im ersten Drittel nur knapp das mögliche 1:o.
Das Drehbuch der Begegnung glich in der Schlussphase dem WM-Duell von 2011. „Nicht schon wieder.“ Dieser Gedanke schoss Pauline Baumgarten (UHC Sparkasse Weißenfels) fünf Minuten und 20 Sekunden vor Ende durch den Kopf. Bei der knappen 2:1-Führung knickte die 19-Jährige in einem Zweikampf an der Mittellinie mit ihrem rechten Fuß um und musste humpelnd vom Platz getragen werden.
Ein Déjà-vu. Denn vor zwei Jahren war Baumgarten bei der WM 2011 ähnliches widerfahren. „Damals flog ich über die Bande und konnte auch nicht weiterspielen“, erinnerte sie sich. Das passierte 2011 ebenfalls fünf Minuten vor Schluss und es setzte im Platzierungsspiel nach Verlängerung eine bittere 6:7-Pleite.
Doch dieses Mal bewahrten ihre Teamkolleginnen Nerven und retteten den knappen Vorsprung über die Zeit. Mit ihren letzten Kräften warfen sich die deutschen Damen gegen die gegnerischen Angriffsbemühungen und machten den Sprung unter die letzten acht Mannschaften perfekt.
Deutschland hatte im ersten Drittel nicht nur optische Vorteile. Die Anfangsphase hätte sogar mit Toren abgeschlossen werden können. Bis zur 15. Minute verzeichnete man mehrere Chancen sowie Schüsse aufs russische Tor. Dreißig Sekunden vor der Pausensirene fing Anne-Marie Mietz (MFBC Grimma) einen Pass im Sprint ab, scheiterte aber im Abschluss, den sie direkt auf die russische Torfrau hämmerte.
Nach dem Seitenwechsel gaben die deutschen Damen die Regie aber aus der Hand. Russland übernahm mehr und mehr die Kontrolle. „Wir hatten dann schon viel Glück“, gab Madeleine Heiskanen zu, betonte aber, dass man ja selbst einige Möglichkeiten gehabt hatte. Die mittlerweile in Finnland lebende 24-jährige Angreiferin aus Weißenfels, Floorballfans noch bestens unter dem Geburtsnamen Vogt bekannt, schoss letztlich das entscheidende Tor. An der Mittellinie schnappte sie sich den Ball, passte nach links und vollendete dann einen Doppelpass mit Franziska Kuhlmann (SSV Heidenau) zum 2:1 (48. Minute). „Ich kann mich nur noch an den Abschluss erinnern“, schilderte Heiskanen.
28 Sekunden zuvor hatte Simone Schwarz (ETV Piranhhas Hamburg) nur 18 Sekunden nach dem 0:1 ausgeglichen. All drei Treffer fielen also innerhalb von knapp einer Minute.
„Russland ist stärker, hat uns aber wohl gerade im ersten Durchgang etwas unterschätzt“, kommentierte Bundestrainer Brechbühler den Verlauf. „Ihre Führung spielte uns aber in die Karten. Danach war Russland offensichtlich unkonzentriert und das haben meine Mädels toll ausgenutzt“, lobte er. Zu Beginn des dritten Drittels hatte Deutschland zudem eine Unterzahl-Situation schadlos überstanden, selbst allerdings ein Powerplay Mitte des zweiten Durchgangs nicht nutzen können.
„Uns ist ein ganz großer Stein vom Herz gefallen“, beschrieb Laura Neumann stellvertretend für ihre Kameradinnen. Ein großer Dank ging dabei an Torfrau Indra Reck (beide Weißenfels). Letztere rettete erneut ein ums andere Mal vor Gegentoren. 27 Paraden wurden bei ihr vermerkt. Dreimal half zudem das Torgehäuse aus. Beim 0:1, als der Ball vom Pfosten an ihren Rücken und von dort aus ins Tor flog, war Reck machtlos.
Am Mittwoch hat Deutschland spielfrei. Donnerstagabend steigt dann um 20 Uhr in Ostrava das Viertelfinale. Die Schweiz, mehrfacher Vize-Weltmeister, Champion von 2005 und amtierende WM-Vierter ist hier klarer Favorit. 2:13 endete im Juli das letzte Aufeinandertreffen.
„Die Erwartungen dürfen wir nicht zu hoch, aber auch nicht zu niedrig anlegen. Wir wollen voll durchstarten, egal wer der Gegner ist. Wir freuen uns einfach drauf“, meinte Kapitän Franziska Mietzsch (Reform Magdeburg), die von einer geschlossenen Teamleistung sprach. Baumgarten wird mit einer starken Bänderdehnung wohl zuschauen müssen, hofft aber auf einem Einsatz in den dann noch ausstehenden Partien.
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FD-Fotogalerie GER -RUS von Tim Fuhrmann