Sichtlich beeindruckt waren die deutschen Floorball-Damen, als sie am gestrigen Mittwoch zur Mittagszeit die Cez-Arena im tschechischen Ostrava betraten. Training war angesagt.

Schon von außen wirkte das Eishockeystadion mit seiner Größe ganz anders, als die im Vergleich dazu teils mickrigen Hallen, welche man aus dem Liga-Alltag gewohnt ist. Allein die noch leeren Ränge der fast 10 000 Zuschauer fassende Sportstätte bis hoch unter das Hallendach und die Aufbauten des tschechischen Fernsehens für Liveübertragungen liesen den Puls schon einmal ansteigen.

Heute Abend um 20 Uhr kommt es zum großen Spiel, dem Viertelfinale der diesjährigen Weltmeisterschaft gegen den Titelträger von 2005, die Schweiz. Dabei ist Deutschland, das bisher ungeschlagen durch das Turnier kam – was ansnosten nur Weltmeister Schweden und den Eidgenossen gelang – klarer Außenseiter. „Wir haben keine Profi-Spielerinnen, wir haben kein Geld“, sagte Bundestrainer Simon Brechbühler (27) im Gespräch mit dem Floorball-Magazin. „Aber wir werden mit viel Leidenschaft spielen. Die Schweiz soll sich noch lange an dieses Duell erinnern.“

Das Brisante: Brechbühler ist selbst Schweizer Er geht jedoch entspannt ins Duell. „Persönlich wünsche ich der Schweiz das Beste. Aber heute werden wir für mindestens 60 Minuten Gegner sein. Und da wird mein Herz für Deutschland schlagen.“

Alle Spielerinnen seines Kaders, der heute noch einmal trainierte und ansonsten Freizeit hatte, sollen in den Genuss kommen, gegen die amtierenden WM-Vierten antreten zu können. „Wir werden drei Reihen einsetzen“, meinte Brechbühler im Gespräch mit Floorball Deutschland.

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Auch Pauline Baumgarten (UHC Weißenfels/Foto), die sich beim hart erkämpften 2:1-Erfolg im Zwischenrunden-Duell gegen Russland in der Schlussphase am rechten Fuß verletzte, kann mitmachen. Die 19-Jährige stand gestern bei der knapp einstündigen Übungseinheit bereits wieder auf dem Feld und machte mit. „Es geht besser“, sagte sie und die Betreuer gaben grünes Licht.

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Gesetzt ist auch Torfrau Indra Reck (Foto). Die 19-Jährige, die in der vergangenen Saison vom TV Salzwedel zum UHC Weißenfels kam, steht mit ihrer Bilanz bestens da. 71 von 77 Schüssen hat sie laut IFF-Statistik in den vergangenen vier Begegnungen bei ihrer WM-Premiere pariert. Eine Quote von 92,2 Prozent. Damit rangiert sie derzeit auf Platz drei aller 33 Keeperinnen, die bisher im Turnier zum Einsatz kamen. Gemessen an ihrer Einsatzzeit von 220 Minuten, liegt Reck sogar an der Spitze. (Interview mit Indra Reck @floorball-magazin.de)

Die Finnland-Legionärin Madeleine Heiskanen (Joutsenon Kataja/Weißenfels) lag unterdessen mit ihren sechs erzielten Treffern und zwei Vorlagen zwischenzeitlich auf Rang zehn der WM-Scorerliste.

Gegen die Schweiz gehen die Brechbühler-Schützlinge defensiv ausgerichtet ins Match. „Wir haben die Schlüsselspielerinnen unseres Gegners anhand von Videos ausgemacht, auf die wir achten. Wenn es uns dann gelingt, mit schnellem Umschalten in die Offensive Kontermöglichkeiten zu bekommen, sollten wir eine Chance haben, mitzuhalten“, so der Coach. Mental müsse man die Mädchen nicht groß einstellen. Brechühler: „Alle wissen, worum es geht und sind voll motiviert.“

FAHRPLAN

Verliert Deutschland heute ab 20 Uhr im WM-Viertelfinale gegen die Schweiz, geht es Freitag Abend ebenfalls um 20 Uhr in der Platzierungsrunde gegen Norwegen. Bei einer erneuten Niederlage spielt Deutschland am Sonnabend ab 11 Uhr um Rang sieben. Sollte es gegen die Schweiz einen Überraschungserfolg geben, steht Deutschland im Halbfinale und bekommt es dort am Samstag mit Vize-Weltmeister Finnland zu tun.

Fotos: Thomé