Da mussten erst einmal alle durchschnaufen. „Ein echter Krimi war das“, sagte Ina Jensen vom ETV Piranhhas Hamburg, beste deutsche Spielerin im dritten Vorrundenspiel der Floorball-Frauen bei der Weltmeisterschaft gegen Dänemark. Das Bundesteam gewann mit 3:2 (0:0/2:1/1:1).

Damit gelang Deutschland, das am Wochenende Kanada (14:0) und Japan (6:3) bezwungen hatte, sogar ungeschlagen der Gruppensieg. Nun heißt es am Dienstag früh aufstehen. Bereits um 9 Uhr geht es in Brünn im Zwischenrunden-Duell gegen Russland – Vierter der A-Gruppe hinter Schweden, Finnland und Polen. (–> Livestream GER – RUS)

2013_12_09_DEN_GER_01_scholz_elke

Sicherer Rückhalt im deutschen Tor: Indra Reck (UHC Weißenfels)

Wohl kaum ein Gegner ist den Deutschen so bekannt wie Dänemark. „Viermal haben wir in diesem Jahr schon gegeneinander gespielt“, erzählte Jensen. 5:6, 3:4, 3:7 und 3:2 lautete die Bilanz aus deutscher Sicht. Nun gab es im wichtigsten Spiel den zweiten Sieg.

Nach der eher durchwachsenen Vorstellung gegen Japan zeigte das Team in der intensiv geführten Partie eine deutliche Steigerung. Deutschland wirkte wacher und agiler. In der Anfangsphase ließ das Team um Kapitän Franziska Mietzsch (WSG Reform Magdeburg) den Ball laufen. In der 6. Minute hat Simone Schwarz (ETV Piranhhas Hamburg) die erste große Chance, zog aber bei einem schnellen Gegenzug knapp übers gegnerische Tor.

Keeperin Indra Reck (UHC Weißenfels) wurde in der 8. Minute das erste Mal geprüft. Sie parierte einen dänischen Abschluss, der Nachschuss ging vorbei. Es folgten zwei kritische Minuten. Katja Leonhardt (Weißenfels) musste nach einer Regelwidrigkeit für zwei Minuten auf der Strafbank Platz nehmen. Deutschland meisterte die Unterzahl, in der Bundestrainer Simon Brechbühler seine Schützlinge lautstark von außen antrieb. Reck ließ nichts rein und Dänemark versemmelte einige Versuche.

Ab der zehnten Minute schien Deutschland phasenweise die Konzentration zu verlieren. Wie schon gegen Japan häuften sich Fehlpässe. Dies blieb zum Glück ohne Folgen. Vorne ackerte unter anderem einmal mehr Anne-Marie Mietz (MFBC Grimma), hinten hielt die Abwehr. Chancen hatten nun beide Seiten.

Der zweite Durchgang begann mit einem verstolperten Ball an der Mittellinie und einem Konter für Dänemark. In der 27. Minute dann eine Zeitstrafe gegen Dänemark. Pauline Baumgarten (Weißenfels) setzte nach 56 Sekunden in Überzahl zu einem Distanzschuss im Lauf aus der Mitte an, legte aber mit einer Finte zu Jensen ab, die von links das Tor machte.

Zehn Minuten später die gleiche Ausgangslage. Wieder Dänemark in Unterzahl. Und beinahe eine Kopie des ersten Treffers. Dieses Mal zog Baumgarten etwas weiter vorn auf das dänische Gehäuse ab. Doch der Ball landete leicht abgefälscht erneut bei Jensen, die reaktionsschnell das 2:0 markierte.

Allerdings brachten sich die Brechbühler-Schützlinge danach erneut immer wieder mit Ballverlusten im Aufbau selbst in Bedrängnis, konnten sich jedoch zum Glück auf Keeperin Reck verlassen. Sie war ein ums andere Mal der Rettungsanker, lieferte mehr als 18 protokollierte Paraden ab. Beim 1:2-Anschluss der Däninnen acht Sekunden vor der zweiten Pause war sie jedoch machtlos.

Die letzten 20 Minuten waren dann ein offener Schlagabtausch. Zunächst gelang es Berit Paulsen (Münster) nach Vorarbeit von Jensen, auf 3:1 zu erhöhen (45.). Paulsen nahm den Rebound von Jensen und verwandelte diesen. Allerdings wurde in der Durchsage letztere als Schützin genannt und taucht so auch in der IFF-Statistik auf.

Das 2:3 in der 47. Minute läutete eine spannende Schlussphase ein. „Das war eine Glanzleistung in der Defensive“, lobte Brechbühler. Erneut überstand Deutschland eine Unterzahl. Die Strafe in der 51. Minute gegen Franziska Kuhlmann (Igels Dresden) wegen Handspiels tat besonders weh. Aber selbst ohne Torfrau, zugunsten einer sechsten Feldspielerin, konnte Dänemark sich nicht mehr erfolgreich gegen die Niederlage stemmen.

Jetzt ist Deutschland heiß auf Russland. „Da haben wir noch eine Rechnung offen“, sagte Mathias Liebing (Berlin), Leiter der Marketing- und Öffentlichkeitsarbeitskommission (MÖK) bei Floorball Deutschland. Er gratulierte aus der Ferne zum Erfolg. Bei der WM 2011 verlor man fast auf den Tag genau vor zwei Jahren in der Platzierungsrunde mit 6:7 nach Verlängerung.

Deutschland sei laut Liebing durchaus auf Siegeskurs gewesen, bis Pauline Baumgarten im Kampf um den Ball über die Bande flog und sich sichtlich schwer verletzte. „Der Rest ließ sich damals davon beeindrucken und verlor wohl auch aus Sorge um das damalige Teamküken den Faden“, erinnert sich Liebing.

FAHRPLAN

Gewinnt Deutschland am Dienstag im Zwischenrundespiel gegen Russland, steht es im Viertelfinale der diesjährigen Weltmeisterschaft. Dort würden die deutschen Damen am Donnerstag in Ostrava um 17 Uhr auf die Schweiz treffen.

Verliert die Mannschaft, dann folgen am Donnerstag sowie Freitag zwei weitere Begegnungen in der Platzierungsrunde um die Ränge neun bis elf.
Nach dem Duell gegen Russland zieht Deutschland und der komplette WM-Tross von Brünn in das rund 165 Kilometer südöstliche gelegene Ostrava um. Dort werden in der Vodova Arena ab Mittwoch bis Sonntag dann die finalen Partien um den Titel, die Medaillen und Platzierungen ausgetragen.

Statistik GER – DEN

Fotogalerie von Tim Fuhrmann

FD-Interview mit Ines Jensen