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Dass die Bedeutung von Floorball bundesweit steigt, ließ sich am Wochenende gleich in mehrerer Hinsicht ablesen. So wurde die Delegiertenversammlung in Hamburg von zahlreichen Ehrengästen besucht. Darüber hinaus machte sich Floorball Deutschland als Teil einer DOSB-Kampagne zum Thema Menschenwürde (siehe Foto) stark. Und nicht zuletzt sorgten die Nationalteams der Damen und Herren für äußerst respektable Resultate.
Martin Günther, bei der Delegiertenversammlung 2015 in Hamburg waren erstmals einige prominente Gäste wie Hamburgs Innensenator Michael Neumann, IFF-Präsident Tomas Eriksson und Special Olympics-Vertreter Christian Schirrmacher vor Ort. Inwiefern hat das die Sitzung verändert?
In wieweit das die Sitzung verändert hat, ist natürlich schwer zu sagen. Fakt ist, dass wir mit unseren Ehrengästen bei den Teilnehmern der Delegiertenversammlung genau ins schwarze getroffen haben. Hinsichtlich der Olympiabewerbung von Hamburg 2024 hatten wir mit dem Hamburger Senator für Inneres und Sport Herrn Neumann genau den Experten vor Ort, der das Konzept Olympia zum einen vorstellen konnte und zum anderen den Mitgliedern im Anschluss Rede und Antwort stehen konnte. IFF Präsident Tomas Eriksson der der Einladung nach Hamburg ebenfalls gefolgt war, stand den Mitgliedern der DV ebenso sowohl als Redner und Dialogpartner während der gesamten Sitzung zur Verfügung. Von Seiten der IFF war es ihm ein Anliegen den Teilnehmern deutlich zu machen, wie wichtig Deutschland für die internationale Bedeutung unseres Sportes ist. Ich bin der Meinung, dass dies nochmals ein ganz wichtiger Fingerzeig war, der deutlich macht, welches Potential man sich von unserem Land erhofft. Mit Christan Schirrmacher hat der Nationale Koordinator Floorball der Special Olympics teilgenommen. Bereits im letzten Jahr unterzeichneten er als Vertreter der Special Olympics und FD einen Kooperationsvertrag. Im Zuge der Intensivierung der Beziehungen freute mich seine Anwesenheit sehr. Die Einladung aller drei teilte die Versammlung natürlich in einen offiziellen und inoffizielleren Part. Dies war natürlich ein Novum in Betracht vergangener DVs. Aber grundsätzlich ändert das natürlich nicht an den Inhalten, über die gesprochen werden muss.
Wie war generell die Stimmung, die DV ist ja für das Befinden in Floorballland immer ein guter Gradmesser?
Die Delegiertenversammlung ist die größte und wichtigste Entscheidungsorgan des gesamten Floorball Verbandes Deutschland. Sie versammelt die obersten Köpfe aller Landesverbände, des Fördervereins und die Vorstände sowie Kommissionsvertreter von Floorball Deutschland in einem Raum. Aufgrund der verschiedenen Entwicklungsstadien der Mitglieder, verschiedener spezieller Anforderungen und Eigenheiten der Regionen, sowie einfach durch den Fakt, dass wir alle Menschen sind, ist natürlich eine natürliche Diversität an Meinungen vorhanden. Ziel einer jeden DV sollte es sein, trotz dieser unterschiedlichen Meinungen einen gemeinsamen Weg für die Entwicklung und Ausrichtung unserer Sportart zu finden und sich konstruktiv mit den Problemen des Verbandes auseinanderzusetzen. Dazu gehören immer Kompromisse bzw. der Versuch auch das eigene Ego ein wenig hinten an zu stellen. Für mich war dies ehrlicherweise meine erste DV, die ich zudem gleich in leitender Funktion begleiten durfte. Ich hatte den Eindruck eines sehr konstruktiven Gremiums. Probleme gab es sicherlich und die mussten auf den Tisch. Und ich habe selten eine ähnlich große Versammlung erlebt, die sich so konzentriert und zielorientiert um die Lösung dieser Probleme kümmerte.
Was waren die konkreten Ergebnisse der Delegiertenversammlung? Welche personellen Entscheidungen gab es?
Einer der wichtigsten Punkte des Tages waren die Wahlen zur Erweiterung bzw. Bestätigung des geschäftsführenden Vorstandes von FD. Mit der Wahl von Jan Hoffmann in den erweiterten Vorstand von FD haben wir eine weitere Verbandserfahrende junge Kraft für die Vorstandsarbeit gewinnen können. Sebastian Döring wurde nach seiner kommissarischen Einsetzung im Frühjahr dieses Jahres im Amt bestätigt und wird in den nächsten zwei Jahren ebenfalls im erweiterten Vorstand seine Expertise in den Verband einbringen. Ich für meinen Teil bin von meinen kommissarischen Präsidentenamt zurückgetreten und werde für meine restliche Amtszeit dem Verbands als Vizepräsident weiterhin zur Verfügung stehen. Als ein trauriges Ergebnis der DV muss leider gesagt werden, dass wir keinen neuen Kandidaten für das Präsidentenamt finden konnten. Nach meinem Rücktritt ist diese Position vakant geblieben. Jedoch ist der Verband durch die weiteren besetzten Positionen im geschäftsführenden Vorstand trotzdem unbeschränkt handlungsfähig. Allerdings, und da bin ich ehrlich, gibt es bessere Konstellationen in der Außendarstellung. Weiterhin wurden mit Markus Tölzer und Christian Göbel zwei neue Kassenprüfer für die nächsten zwei Jahre gewählt.
Warum hast du nicht dauerhaft das Präsidentenamt behalten, nachdem du es kommissarisch übernommen hattest? Was bedeuten die Erweiterung des Geschäftsführenden Vorstands um Jan Hoffmann und Sebastian Döring?
Vielleicht muss ich da für meine Antwort etwas weiter ausholen. Auf der letztjährigen DV in Schriesheim, habe ich mich zum Vizepräsidenten wählen lassen und wollte dem Verband von dieser Position aus helfen in ruhige Gewässer zu kommen. Der DOSB Beitritt stand unmittelbar vor der Tür und ein personelles Durcheinander und Aufruhr, wie im Jahr zuvor, konnte und durfte es nicht mehr geben. Ich bin ehrlich, dass ich zuvor nicht wirklich viel mit der Verbandsarbeit zu tun hatte. Ich bin zwar seid knapp 16 Jahren im Floorballsport unterwegs, das aber zum größten Teil als Spieler, Trainer oder Abteilungsleiter. Daher sah ich natürlich auch die Zeit unter unserer damaligen Präsidentin Elke Scholz als eine gewisse „Lehrzeit“ an. Leider haben wir im Frühjahr Elke auf der Position als Präsidentin verloren und ich bin aufgerückt um die Verbandsgeschäfte weiterhin nach aussen zu vertreten. Ich gebe zu, es war eine schöne Zeit. Ich habe viele wichtige Leute kennengelernt und Kontakte knüpfen können. Allerdings war es auch eine sehr intensive Zeit für mich, insbesondere zeitintensiv. Der zeitliche Einsatz, den diese Position mitbringt und bei gleichzeitiger Unterbesetzung der restlichen Vorstandspositionen, ist nicht unerheblich. Ich habe diese Aufgaben und diese Zeit gern investiert, muss aber ebenso schauen, dass andere Aspekt im Leben nicht zu kurz kommen. Daher stand meine Entscheidung, trotz positiver Arbeitsbescheinigung der DV, am Ende fest. Allerdings verspreche ich mir durch den nicht nur zahlenmässig erweiterten Vorstand um Jan Hoffmann eine Entlastung der bisherigen Vorstände. Jan bringt neue frische Ideen mit in den Verband, hat Erfahrungen im strukturellen Aufbau und bringt hohe Bereitschaft für Veränderungen mit. Ich weiß, dass wir mit Jan einen alten Hasen der Szene bekommen und er sich mit allem Know-How und Wissen sich bei uns mit einbringen wird. Sebastian wiederum hat bereits im Frühjahr diesen Jahres seine Arbeit als kommissarischer Vizepräsident aufgenommen. Auch er wollte dieses Amt nur übergangsweise bekleiden und ist jetzt durch seine Wahl auf einem erweiterten Vorstandsposten eingesetzt worden. Insgesamt erwarte ich durch die zwei weitere Verbesserungen in den Arbeitsabläufen, sowie eine Entlastung aller Positionen im Vorstand.
Wie lauten die Ziele für die Verbandsarbeit im bevorstehenden Jahr und wie wollt ihr das erreichen?
Eines der obersten Ziele für die kommenden zwei Jahre wird die Einladung zu den World Games 2017 in Polen sein. Die World Games werden im DOSB nach den Olympischen Spielen als zweit wichtigstes sportliches Ereignis angesehen und Floorball wird Teil dieser Spiele sein. Um weitere Aufmerksamkeit und vor allem in die Förderung des DOSB einzutauchen, wird sich FD für die Spiele qualifizieren müssen. Diese Qualifizierung erfolgt über die anstehende Herren WM im nächsten Jahr. Durch eine sehr gute Platzierung könnten wir in den Kreis der Teilnehmer aufrücken, was aber alles andere als einfach wird. Insofern ist die sportliche Teilnahme an den World Games eher Traum als Ziel, aber vielleicht auch machbar, wie uns allen voran der Auftritt der Herren-Nationalmannschaft sowie die Spiele der Damen gezeigt haben. Ein weiteres Ziel wir der Ausbau und Festigung der Strukturen im deutschen Floorballsport. Wir haben mit dem Schweizer Verband einen guten Partner an der Hand, der uns dahingehend unterstützen möchte. Als ganz wichtigen Teil dieser Strukturen sehe ich die Aus- und Weiterbildung von Trainern und Lehrern. Damit werden wir langfristig zum einen die Qualität unserer Mitglieder steigern und zum anderen bilden wir damit Multiplikatoren aus, die den Sport an der Basis weiter vergrößern. Mit dem neugegründeten Landesverband Rheinland-Pfalz/Saarland, sowie dem Landesverband Thüringen, der sich kurz vor der Gründung befindet, bereits zwei potentielle neue Mitglieder für Floorball Deutschland. Ziel wird es sein, auch den letzten weißen Fleck in Mecklenburg-Vorpommern zu entfernen. Dies und noch viel mehr stellt den Verband im kommenden Jahr vor immense Aufgaben. Doch ich glaube, um in meiner Trainersprache zu bleiben, an mein „Team“, weiß aber auch, dass wir unsere Ziele nicht alleine schaffen können, sondern dass wir die Unterstützung eines jeden einzelnen Mitglieds von FD, Landesverbands, Vereins, Mannschaft, Spielers, Trainers und Betreuers, sowie jedem Floorballinteressierten da draussen brauchen werden.