Ging da doch noch einmal etwas? In Bratislava war die 58. Spielminute gerade angebrochen, als Pauline Baumgarten* den Ball ins Tor der Slowakinnen wuchtete. Der Vorsprung der Gastgeberinnen war damit auf zwei Tore geschmolzen und die deutschen Spielerinnen liefen im Mut der Verzweiflung weiter an.
Es gab nicht viele Beobachter, die dem Team von Bundestrainer Simon Brechbühler einen solchen Auftritt am Dienstagnachmittag zugetraut hätten. Zum einen aufgrund der ernüchternden 0:5-Niederlage im finalen Gruppenspiel am Montag gegen Polen, zum anderen wegen der mitreißend lockeren Turnierleistung der Slowakinnen in den vergangenen Tagen. Und nicht zuletzt kamen die Osteuropäerinnen direkt aus einem freien Tag und konnten in der klar dominierten Vorrunde bei den Siegen gegen Singapur (12:2), Estland (10:3) und Australien (21:1) immer wieder auch ihr Prunkstück, die erste Reihe, schonen.   
Wie die Feuerwehr
Wie die Feuerwehr begannen das Heimteam dann auch. Die deutschen Damen kamen von Beginn an so unter Druck, dass ihnen selbst das Wechseln schwer fiel. Ein Muster, was sich über das gesamte Spiel durchziehen sollte. Und so war der frühe 0:2-Rückstand gegen die Slowakinnen alles andere als unverdient, aber nur eine Momentaufnahme, da sich das Team um Kapitänin Franziska Kuhlmann förmlich in die Partie hinein biss. Der verdiente Lohn war der Anschlusstreffer in der neunten Minute durch Riccarda Schimansky. Ein Tor, was Wirkung erzielte. Denn die absolute Überzeugung ging den Slowakinnen zusehends verloren. Und unter den 2031 Zuschauern in der Bratislavaer Eishockeyarena machte sich langsam etwas Nervosität breit.
Im zweiten Drittel kam Deutschland dann sogar zum Ausgleich. Das 2:2 machte Laura Neumann nach Vorlage von Pauline Baumgarten, die an allen drei deutschen Toren direkt beteiligt war. Selbst die erneute Führung, die die Slowakinnen nach einer unnötigen Strafe gegen Vanessa Weikum erzielten, änderte nichts am ausgeglichenen Kräfteverhältnis. Längst hatte sich das beste Spiel des Tages, an dem die vier Playoffs ausgespielt wurden, Fahrt aufgenommen. Jedoch wurde auch klar, dass es einzelnen deutschen Spielerinnen immer schwerer fiel, das hohe Tempo mitzugehen, in der Defensive voll konzentriert zu agieren und dann gleichzeitig immer nach vorn zu denken. Ein erneutes durcheinander bei einer Einschlagsituation für die Slowakinnen, deren erste Reihe immer wieder für Stress in der deutschen Defensive sorgte, brachte in der 36. Minute das 4:2. Kurz vor Drittelende folgte dann gar das 5:2. Die Vorentscheidung, dachten viele.
Der Kampf um Platz neun
Die deutsche Floorball-Nationalmannschaft steckte aber nicht auf, selbst nach dem 2:6 in der 45. Minute. Anne-Marie Mietz, Anna-Lena Best, Vanessa Weikum und viele weitere Spielerinnen trauten sich immer wieder Abschlüsse zu und waren damit gefährlich. Und so wurde dann der Treffer zum 3:6 von Pauline Baumgarten der Startschuss für eine Schlussoffensive, in der dem Team Deutschland schlicht das Glück, Zeit und eine Portion Kraft fehlte. Der finale Treffer ins leere Tor zum 3:7-Endergebnis machte dann den Strich unter eine Partie, die im deutschen Lager viel Mut für die anstehende Partien frei setzte: Schließlich geht es für die Damen am Mittwoch und Donnerstag noch um Rang neun. Eine Platzierung, die mit großer Wahrscheinlichkeit (nur wenn die Norwegerinnen Sechster und die Slowakinnen Siebter oder besser werden würden, reichte es nicht) den Verbleib unter den Top-Acht-Nationen bedeuten würde.
 
*(warum auch immer, aber die IFF schenke Laura Neumann diesen Treffer, die ihn aus unserer Perspektive aber immerhin vorbereitet)